Vor einigen Wochen haben wir uns im Büro für den Firmenlauf angemeldet. Die letzte Teilnahme als Walkerin hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich, jetzt wieder darauf trainieren zu können. Das Wetter spielt ja schon mal richtig gut mit. Nur mit meinen Laufschuhen war ich nicht so zufrieden. Sie sind einfach sehr groß und klobig. Das merkt man beim Joggen nicht so sehr, beim Walken (schnelles Gehen – finde ich angenehmer als Joggen) aber schon. Es mussten also neue Schuhe her und wer mich kennt, der weiß, dass es nicht irgendwelche Schuhe sein werden.
Nachhaltig müssen sie sein, außergewöhnlich, alternativ, was Besonderes, am besten keine „Konzernware“. Nachdem ich mich in letzter Zeit auch mit dem Thema „Earthing“ (dt.: Erdung) auseinander gesetzt habe, habe ich mich an den Rohköstler David Wolfe erinnert, über den ich schon mehrmals gelesen habe, dass er die Schuhe „FiveFingers“ von Vibram trägt, damit er stets das Gefühl des Barfußlaufens hat und „geerdet“ ist.
Beim Earthing geht es darum, dass sich der direkte Kontakt zu Erde (z.B. beim Barfußlaufen) positiv auf die Gesundheit auswirkt, da sich unser durch Elektrosmog und elektrische Felder aufgeladener Körper, diese unmittelbar wieder über die Erde ableiten kann. Dies stellt das natürliche innere Gleichgewicht wieder her.
Klar, richtiges Barfußgehen ist sicher das Beste, aber diese Gelegenheit bietet sich hierzulande eher selten, daher sind sogenannte „Barfußschuhe“ ein toller Kompromiss. Sie wurden komplett für das Barfuß-Feeling und -Gehen konstruiert. Die bekanntesten Barfußschuhe sind die o.g. „FiveFingers“ von Vibram. Durch deren Naturkautschuk-Sohle hat man den gleichen Earthing-Effekt, wie wenn man Barfuß geht. Das hört sich doch toll an, oder? Das war schon mal der erste Aspekt, der mich davon überzeugt hat, dass ich mir Barfußschuhe kaufen MUSS. Ich habe natürlich gleich mit meinen Internetrecherchen begonnen. ;-)
Doch ist das Tragen von Barfussschuhen überhaupt gesund, wo einem doch überall eingeredet wird, das ein gut gedämpfter Schuh wichtig ist? Und welcher Schuh soll es genau sein?
Es gibt inzwischen eine große Auswahl an Barfußschuhen, nachdem das Buch „Born To Run“ einen regelrechten Barfußschuh-Hype unter Läufern/Sportlern ausgelöst hat. Die Frage, ob das Tragen dieser Schuhe gesund ist, hat sich schnell beantwortet. Ja, ist es! Es gibt etliche positive Berichte und Erklärungen, wie diese Schuhe funktionieren und dass sich das fortbewegen mit diesen Schuhen sehr positiv auf Bänder, Sehnen, Knochen, Muskeln und Haltung auswirken. Viele Personen berichten in Foren, dass sie mit diesen Schuhen z.B. keine Knieprobleme mehr haben. Aber ist ja auch alles logisch, oder? Die Natur ist perfekt – der Mensch wurde mit Füßen geboren, nicht mit Schuhen! Also, lasst uns unsere Füße besser nutzen – und die müssen sich, nach jahrelangem Tragen „normaler“ Schuhe erst einmal wieder an die neue Belastung gewöhnen. Während man in „normalen“ Schuhen über die Ferse abrollt, tut man das bei Barfußschuhen über den Ballen. So ist der Aufprall weniger hart, die Muskulatur fängt mehr ab, was die Gelenke entlastet. Wenn sich die Muskeln an die neuen Treter gewöhnt haben, hat dies also nur Vorteile für den menschlichen Körper.
Die meisten Barfußschuhe basieren auf der Sohle des Herstellers Vibram, dem Pionier in Sachen Barfußschuhe. Da die „FiveFingers“ eine Marke von Vibram sind, habe ich mich entschlossen, dass ich mir die originalen FiveFingers zulege. Die Erfahrungsberichte im Internet waren durchweg positiv. Nachdem ich die große Schuhauswahl (Barfußschuhe gibt es inzwischen für Wandern, Walken, Joggen, Hiking, Trekking, Tauchen…) auf der Vibram-Website studiert habe, habe ich mich für die noch recht akzeptabel aussehenden Five Fingers Bikila Evo 2014
entschieden. Die habe ich nun in Schwarz und hoffe, dass sie nicht allzu viele Blicke auf sich ziehen ;-) Ich bin in dieser Hinsicht nämlich nicht so mutig… :-)

Meine Vibram FiveFingers Bikila Evo
Letztes Wochenende konnte ich die Schuhe bei einer langen Wanderung im Thüringer Wald (ca. 9 km) ausgiebig testen. Es ging über Stock und Stein, Waldwege und -pfade entlang und ich kann euch nur sagen, ich war von der ersten Sekunde überzeugt und begeistert von diesen Schuhen. Meine Erfahrung mit Barfußschuhen und die Gründe, warum man sie tragen sollte, erfahrt ihr im Folgenden:
1. Trittsicherheit
Als aller erstes ist mir aufgefallen: Ich fühle mich sehr sicher in den Schuhen. Man nimmt den Untergrund intensiv wahr, verliert dadurch weniger das Gleichgewicht. Die Trittsicherheit ist viel höher als mit „normalen“ Schuhen. Ich habe zudem das Gefühl, dass ich mich flinker bewegen kann und flexibler unterwegs bin. Ich weiß gar nicht so recht, wie ich das beschreiben soll. Das Gefühl hat sicher auch folgenden Grund:
2. Gewicht
Der Schuh ist sehr leicht, er wiegt ca. 150 g. Im Gegensatz zu Wanderschuhen ist das natürlich ein großer Unterschied. Man schleppt einfach weniger mit sich herum und kann sich dadurch anders und besser bewegen. Außerdem kostet es weniger Energie, besonders bei langen Wanderungen mit vielen Höhenmetern. Auch ein Vorteil für das Gepäck auf Reisen, zudem, weil man die Schuhe klein zusammenfalten kann.
3. Verbundenheit & Erdung
Man fühlt sich irgendwie verbunden mit der Erde, mit der Natur. Man fühlt sich frei und fühlt intensiver, schon durch die dünne Sohle (4 mm). Dieses Gefühl hat sicher auch mit dem bereits erwähnten Aspekt „Erdung“ zu tun.
4. Material
Die Verarbeitung ist super, das Material ist luftdurchlässig, da die Schuhe darauf ausgelegt sind, dass man sie Barfuß benutzt und der Fuß so nicht ins Schwitzen kommt. Das Material ist super weich – es können sich keine Blasen bilden, der Schuh reibt nicht. Da die Wanderung durch eine kleine Schlucht ging, bin ich einige Mal in Pfützen getreten. Wasser kommt natürlich sofort in den Schuh aber nach 5 Sekunden war das nasse, kalte Gefühl wieder weg. Mir hat das gar nichts ausgemacht und meine Füße waren danach auch nicht dreckig. Der Fuß ist in Barfußschuhen viel aktiver als in normalen Schuhen – deshalb ist er auch besser durchblutet. Eintretendes Wasser wird also ganz schnell auf „Fußtemperatur“ erhitzt.
5. Pflege
Das Tolle ist auch, dass man die Schuhe jederzeit bei 40° C in die Waschmaschine werfen kann. Deshalb ist das mit dem Dreck gar kein Problem. In den Trockner dürfen sie allerdings nicht. Die Schuhe trocknen aber sowieso super schnell.
Welche Nachteile gibt es?
Wie du siehst, spricht eigentlich alles für das Tragen von Barfußschuhen. Womit du dich allerdings vielleicht am Anfang schwer tust, ist das Aussehen. Die FiveFingers sehen natürlich gewöhnungsbedürftig aus. Das erste Mal habe ich mich ehrlich gesagt erst gar nicht aus der Wohnung getraut. „Blamiere dich täglich“ habe ich mir dann gedacht. Dann war es mir egal und ich bin ganz selbstgewusst meine Runden gelaufen. Ein paar Leute haben schon geschaut, klar, die Schuhe sind ein Eyecatcher, aber im Großen und Ganzen bin ich nicht sehr aufgefallen (da meine Schuhe ja auch schwarz sind). Für den Alltag überlege ich mir, auch ein Paar Barfußschuhe anzuschaffen, dann aber nicht mit „Zehen-System“ wie bei den FiveFingers, sondern welche, die „normal“ aussehen, also Schuhe von Merrell oder Vivo Barefoot.
Manche sehen den hohen Preis sicherlich als negativen Punkt an, da es sich ja um weniger Material handelt, als bei konventionellen Schuhen. Aber, wie du siehst, lohnt sich die Investition vollkommen, die Schuhe sind 100%ig ihr Geld wert. Und sie halten sicher seeehr lange! Also: lieber woanders sparen – nie bei der Gesundheit. ;-) Und mal ganz ehrlich: lieber unterstütze ich Vibram, Merrell oder Vivobarefoot als die großen Sportschuh-Hersteller!
Beim Anziehen kann man durchaus erst einmal Schwierigkeiten haben aber nach ein paar Mal klappt es einwandfrei und schnell. Erst dachte ich, dass es mich vielleicht stört, wenn jeder Zeh sozusagen einzeln in einer „Kammer“ ist und sie sich nicht berühren aber das ist überhaupt kein Problem – fühlt sich sogar gut an! :-) Ich habe übrigens normalerweise Größe 41, hier musste ich Größe 42 nehmen. Auf der Website gibt es aber eine spezielle Größentabelle für die Schuhe.
Man sollte sich erst an das Barfußlaufen gewöhnen, in dem man kurze Spaziergänge macht und das Pensum dann – je nach Befinden – erhöht, da die Füße diese neue Form der Belastung nicht gewöhnt sind. Ich hatte nach der Wanderung jedoch keine Probleme. Aber man spürt, dass andere Muskeln gefordert werden, wie in „normalen“ Schuhen.
Fazit
Es fühlt sich einfach nur super an. Ich bin süchtig – nach wandern mit Barfußschuhen! Ich freue mich auf die nächste Wanderung. Meine Wanderstiefel müssen wohl wieder im Schrank bleiben… ;-)
Nun bin ich gespannt, wie das Walken wird, da ich das bisher noch nicht mit ihnen trainiert habe.
Nachtrag Juni 2014:
Inzwischen habe ich mir – neben den FiveFingers Bikila Evo – noch den Merrell PACE GLOVE 2
angeschafft, mit dem ich dann für das Walken trainiert habe. Die Schuhe sind auch top bequem. Meine Trainingseinheiten wurden – nachdem ich mich richtig an Barfußschuhe gewöhnt hatte – von Mal zu Mal besser. Letzte Woche war der Firmenlauf 2014 und ich habe mit 24:30 min. auf 3,5 km eine neue persönliche Bestzeit erreicht. Ich möchte Barfußschuhe für’s Wandern und Walken nicht mehr missen – einfach weil sie leicht sind und man sich flexibler und sicherer bewegen kann.
Hast du Barfußschuhe? Was gefällt dir besonders gut daran?
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Photo Credit: Jasmin Bauer via Compfight cc
Hallo Greena,
ich finde es sehr interessant wie du dich durch die Barfuß-Schuhlobby hangelst.
Viele Menschen öffnen sich gegenüber Barfuß-Laufen und sind auch bereit radikal umzusteigen. Viele belesen sich über die Schuhe und warum es besser ist sie zu tragen. Aber leider befasst sich niemand mit seinen Füßen.
Du hast über die Funktion des „Abrollens“ geschrieben. Es stimmt in den meisten Schuhen geht der Kontakt zum Boden soweit verloren, dass man mit dem flachen Fuß, oder meist über die Ferse auftritt (was bei vielen „gedämpften“ Schuhen und Absätzen noch einmal verstärkt wird)
Interessanterweise stand in einem Buch für das Medizinstudium nichts vom Ballengang, sondern das Brollen über die Ferse. Was mich unter anderem zu meinem Entschluss gebracht hat egal wie professionell oder wie wissenschaftlich belegt, ich kann es nicht glauben. Ich muss meinen eigenen Füßen glauben.
Durch meine instabilen Muskeln und Gelenke in meinen Füßen habe ich mich schon immer damit beschäftigen müssen. Ich bin zu Röntgenuntersuchungen und verschiedensten Orthopäden gerannt damit sie herausfinden warum ich manchmal nicht einmal mehr Stehen kann vor Schmerzen.
Letztendlich musste ich mir selbst beibringen wie mein Bewegungsapparat im Fuß funktioniert und warum ich Schmerzen habe.
Barfuß-Schuhe sind eine tolle Sache, aber sind keine Alternative zu Schuhen. Sie sind Schuhe. Sie ermöglichen uns kein wahres Empfinden des Bodens. Sie zwängen unsere Füße mehr oder weniger (!) in einen Raum und in eine Form, in der unser Fuß nicht mehr frei laufen kann.
Laufen bedeutet vorallem mit dem äußeren Vorderfuß aufsetzen, danach mit den Zehen das Gleichgewicht herstellen und den Untergrund greifen (Das ist ganz wichtig, denn egal wie dünn die Sohle ist, kein Schuh ermöglicht es den Zehen, dass sie sich am Untergrund festkrallen können, was unheimlich wichtig ist für Stabilität und Muskulatur. Wird die Zehenmuskulatur nicht trainiert sackt der Fuß ein und die schulmedizinische Diagnose lautet Platt-Senk-Spreizfuß). Letztendlich federn wir mit der Ferse, was du ja auch alles schon gesagt hattest.
Was ich eigentlich sagen will ist, dass der Fuß seine ursprüngliche Muskulatur wieder aufbauen und erlangen muss. Das geht nur, wenn man „nackt“ läuft. Keine Sorge, ein Tag nachdem ich auf dem fürchterlichsten Schotter gelaufen bin, haben sich meine Füße an spitze Gegenstände gewöhnt. Ein Tag, nachdem ich meine Füße richtig auf Asphalt im Sommer verbrannt habe. Hatte ich keine Probleme mehr ob mein Untergrund zu heißt/zu kalt ist (Obwohl ich das nicht natürlich finde, auf Asphalt zu laufen wegen der Aufheizung und der unnatürlichen Bodenhärte, was in der Stadt aber leider unumgänglich ist) Ich bin sogar einmal auf Glassplitter und einer noch glühenden Zigarette auf dem Boden getreten, und ich habe nicht einmal einen Schmerz gespürt.
Dennoch habe ich mir Barfuß-Schuhe gekauft von „Leguano“. Sie sehen aus und sind wie Socken und haben eine ultra-dünne Sohle. Aber sie geben meinem Fuß vor, wie er aufsetzt.
Was unglaublich wichtig ist, um gesund mit Barfußschuhen umzugehen, ist seine ganze Fußmuskulatur zum Einsatz zu bringen und dadurch zu trainieren. Barfuß-Schuhe sind toll wenn man Joggen geht in der Stadt, im Büro, im Einkaufs-Center, wenn der Untergrund zu heiß/kalt ist in den Jahreszeiten. Aber er ist ein Schuh und nur durch das Barfuß-gehen kann man verstehen, wie man läuft.
Als kleines Besipiel finde ich es immer wieder faszinierend wie ich Dinge mit meinen Zehen aufheben kann, aber selbst wenn ich dünne Socken anhabe funktioniert es nicht mehr.
Wie du schon sagtest, es sind andere Muskeln im Spiel. Ein Tag nach dem Barfuß-Schuhtragen habe ich Muskeln gespürt, von denen ich nicht einmal eine Ahnung, hatte dass dort Muskeln existieren.
Entschuldige bitte den langen Kommentar, aber es ist ein so interessantes Thema, und ich bin so gespannt darauf neue Erfahrungen zu hören/lesen, weil ich selbst auch nicht genug wissen kann über das Thema außer meine eigenen Erfahrungen.
Ein super Artikel. Vielen Dank für diese Information. Vor gut 3 Jahren bin ich ebenfalls zum Barfussschuh gekommen. Für Einsteiger kann ich diese Seite empfehlen: http://barfussschuhe-spezialist.de/ top Vergleiche mit vielen Erfahrungsberichten.
lg Tina
Hallo Greena,
toller Bericht über Barfußschuhe. Würde mir auch gerne welche zulegen, aber wie ist das mit der dünnen Sohle bei scharfen, spitzen Untergründen? Ich trage derzeit einen Bugatti-Schuh mit sehr dünnen Sohlen, bei denen scharfkantige Steinchen immer doll durchdrücken.
Grüße
Frank
Hallo Frank,
danke, das freut mich! :-)
Ich finde es bei beiden Schuhen überhaupt nicht unangenehm und bin eigentlich eher empfindlich an den Füßen. Finde den „Bodenkontakt“ immer sehr angenehm mit den Barfußschuhen. Die Sohle ist so 3-4 mm dick aber gleicht kleine Unebenheiten im Boden schon gut aus vom Material her.
Viele Grüße,
Greena